Nach Triumph über die Nummer 1: Ovtcharov will mehr

Magdeburg. Die 3.400 Zuschauer in der GETEC-Arena erhoben sich von ihren Plätzen und skandierten begeistert immer wieder „Dima, Dima“. Was war passiert? Soeben hatte sich Dimitrij Ovtcharov im Viertelfinale der herausragend besetzten German Open in einem Sieben-Satz-Krimi mit 4:3 gegen Chinas Weltranglistenersten Fan Zhendong durchgesetzt. Im Halbfinale fordert Ovtcharov, der als einziger Europäer die Runde der besten Acht erreicht hatte, nun Weltmeister Ma Long heraus.
Nach einer kurzen Nacht zeigt sich Dimitrij Ovtcharov hellwach
„Das war ein riesen Spiel und ein unglaublicher Krimi“, sagte Ovtcharov nach seinem Triumph. Bereits bei seinem Turniersieg 2017 an gleicher Stelle hatte sich der 31-Jährige in der Verlängerung des siebten Durchgangs gegen Fan Zhendong behauptet – damals war es das Halbfinale. Dieses Spiel schaute sich der Deutsche in der Nacht zuvor noch einmal per Video an und stimmte sich mit dieser Partie auf das nächste Duell mit dem dreifachen World-Cup-Sieger ein. „Ich bin erst grob gegen drei Uhr eingeschlafen. Die Nacht war kurz, sodass ich heute morgen ziemlich gerädert war.“ Gestern Abend hatte Dimitrij Ovtcharov erst gegen 22 Uhr sein Achtelfinale gegen Chuang Chih-Yuan aus Taiwan beendet. Gut 14 Stunden später stand die Partie gegen die Nummer eins der Welt auf dem Programm. Ovtcharov sieht das als guten Test: „So etwas kann bei Olympia auch passieren.“
Dass der Weltranglistenelfte ausgerechnet wieder in Magdeburg Fan Zhendong besiegte, kommt nicht von ungefähr. In der Ottostadt hatte der Europe-Top-16-Sieger nicht nur 2017, sondern auch 2014 das Turnier gewonnen. „Hier fühle ich mich zu Hause und habe fast noch kein Spiel verloren. Schade, dass sich Magdeburg in der nächsten Zeit nicht für die Olympischen Spiele bewirbt.“ Die Partie war nichts für schwache Nerven. Im dritten Satz verspielte Dimitrij Ovtcharov eine 6:2-Führung und verlor noch 8:11. In Abschnitt fünf zeigte dann aber der Chinese Nerven und ließ beim Stand von 10:7 drei Matchbälle liegen. „Ich spielte in dieser Phase frei und druckvoll auf. Schließlich hatte ich nichts mehr zu verlieren.“ Fan habe nach dem Verlust des fünften Durchgangs „nervös gewirkt. In dieser Phase ist das Spiel gekippt. Er bekam einen Knick und ich einen super Schub.“ Aufgrund einer fantastischen Aufholjagd erreichte Dimitrij Ovtcharov nach einem zwischenzeitlichen 1:3-Satzrückstand noch den Entscheidungsdurchgang.

Dimitrij Ovtcharov ruft sein Trainingsniveau auch im Wettkampf ab
Die Fans erlebten ein Wechselbad der Gefühle. Aus einem 6:8-Rückstand machte der World-Cup-Gewinner von 2017 im sieben Durchgang eine 10:8-Führung. Entschieden war aber immer noch nichts, denn die nächsten beiden Ballwechsel gingen an Fan Zhendong. „Beim 10:10 habe ich dann zwei mutige Bälle gespielt“, rekapitulierte Ovtcharov anschließend die entscheidende Phase. „Dies war am Ende das A und O.“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand der Olympiadritte von London anschließend den Journalisten in der Mixed-Zone Rede und Antwort. „Endlich konnte ich mein Niveau aus dem Training auch mal im Wettkampf zeigen. Anstatt mal nur gut zu spielen und knapp zu verlieren, habe ich jetzt die Nummer eins der Welt besiegt. Das ist ein Ausrufezeichen.“ Sichtlich groß war nach dem Einzug in das Halbfinale die Erleichterung bei Ovtcharov, der herzlich von Bundestrainer Jörg Roßkopf umarmt wurde. Der Coach sah eine „richtig starke Partie. Dimitrij hat vom ersten bis zum letzten Punkt Weltklasse-Niveau gehabt.“
Knapp 24 Stunden hat der bislang dreifache German Open-Sieger nun Zeit, um sich auf das Halbfinale gegen den dreimaligen Einzel-Weltmeister Ma Long vorzubereiten, der aktuell die Nummer drei im ITTF-Ranking ist. „Ich werde wieder alles geben. Wenn ich so spiele wie heute, habe ich auch wieder eine Chance.“ Roßkopf sieht das ähnlich. „Mit der heutigen Leistung gegen die Nummer eins der Welt braucht sich Dimitrij auch gegen Ma Long nicht zu verstecken.“ Taktisch erwartet der Bundestrainer „ein etwas anderes Spiel“. Jörg Roßkopf: „Aber wieso sollte Dima nicht auch das Halbfinale gewinnen, wenn er morgen auch wieder mit dem Selbstvertrauen und der Form von heute spielt?“
Die Bilder des 5. Tages
Fotos: Manfred Schillings
Die Einzel mit DTTB-Beteiligung
Herren-Einzel, Halbfinale (Sonntag)
Dimitrij Ovtcharov – Ma Long CHN
Herren-Einzel, Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov – Fan Zhendong CHN 4:3 (-9,4,-8,-10,10,5,10)
Herren-Einzel, Achtelfinale
Timo Boll – Fan Zhendong CHN 2:4 (-9,-7,8,-7,4,-9)
Benedikt Duda – Zhao Zihao CHN 3:4 (7,9,-6,-5,10,-8,-8)
Dimitrij Ovtcharov – Chuang Chih-Yuan TPE 4:3 (-8,12,-16,9,-3,6,10)
Herren-Einzel, Beste 32
Dimitrij Ovtcharov – Lim Jonghoon KOR 4:0 (11,7,3,9)
Dang Qiu – Ma Long CHN 0:4 (-13,-8,-11,-7)
Benedikt Duda – Mattias Falck SWE 4:3 (-7,-4,6,5,10,-8,3)
Patrick Franziska – Mizuki Oikawa JPN 2:4 (6,-5,-6,6,-10,-1)
Timo Boll – Quadri Aruna NGR 4:2 (5,2,9,-3,-8,8)
Herren-Einzel, Qualifikation, Runde 4 (32er-Feld)
Benedikt Duda – Zhai Yujia DEN 4:1 (12,6,8,-13,7)
Dang Qiu – Robert Gardos AUT 4:1 (9,5,-8,9,7)
Ricardo Walther – Chuang Chih-Yuan TPE 2:4 (8,10,-8,-13,-8,-6)
Herren-Einzel, Qualifikation, Runde 3 (64er-Feld)
Benedikt Duda – Khalid Assar EGY 4:0 (7,4,4,2)
Dang Qiu – Jon Persson SWE 4:2 (8,-9,5,-12,5,10)
Bastian Steger – Anders Lind DEN 1:4 (-5,-9,10,-11,-6)
Ricardo Walther – Kirill Gerassimenko KAZ 4:1 (8,-8,7,3,7)
Herren-Einzel, Qualifikation, Runde 2 (128er-Feld)
Benedikt Duda – Kim Minhyeok KOR 4:3 (-8,-10,6,8,9,-5,13)
Gerrit Engemann – Joao Monteiro POR 0:4 (-10,-5,-11,-5)
Dang Qiu – Feng Yi-Hsin TPE 4:1 (7,8,3,-9,10)
Steffen Mengel – Robert Gardos AUT 2:4 (10,-1,-8,-7,5,-7)
Meng Fanbo – Panagiotis Gionis GRE 2:4 (7,-7,-3,-5,11,-7)
Kilian Ort – Lim Jonghoon KOR 1:4 (-7,5,-3,-4,-0)
Tobias Hippler – Anders Lind DEN 2:4 (-8,9,9,-2,-5,-6)
Ricardo Walther – Joao Geraldo POR 4:2 (9,9,-7,8,-9,3)
Bastian Steger – Marcello Aguirre PAR 4:0 (13,5,6,4)
Dennis Klein – Yukiya Uda JPN 1:4 (-4,10,-8,-7,-9)
Herren-Einzel, Qualifikation, Runde 1 (256er-Feld)
Cedric Meissner – Rares Sipos ROU 2:4 (-10,-6,-7,6,8,-11)
Steffen Mengel – Hiroto Shunozuka JPN 4:3 (11,4,-11,11,-9,-7,4)
Nils Hohmeier – Alexandre Cassin FRA 3:4 (-6,-6,7,8,-4,6,-9)
Benno Oehme – Kwan Man Ho HKG 2:4 (-10,-9,8,-9,5,-11)
Fanbo Meng – Nicolas Burgos CHI 4:3 (-8,2,10,-10,6,-9,7)
Kilian Ort – Aleksa Gacev SRB 4:0 (6,10,9,2)
Dennis Klein – Daniel Gonzalez PUR 4:1 (5,10,-6,9,5)
Bastian Steger – Francisco Sanchi ARG 4:0 (3,4,8,4)
Kirill Fadeev – Kakeru Sone JPN 0:4 (-6,-7,-4,-9)
Damen-Einzel, Achtelfinale
Petrissa Solja – Zhu Yuling CHN 0:4 (-9,-9,-6,-5)
Damen-Einzel, Beste 32
Shan Xiaona – Liu Shiwen CHN 0:4 (-8,-10,-5,-5)
Petrissa Solja – Zeng Jian SGP 4:1 (-9,5,9,8,8)
Han Ying – Saki Shibata JPN 1:4 (10,-11,-9,-8,-10)
Damen-Einzel, Qualifikation, Runde 3 (32er-Feld)
Sabine Winter – Wang Yidi CHN 0:4 (-7,-9,-6,-5)
Shan Xiaona – Soo Wai Yam Minnie HKG 4:1 (9,-7,5,2,5)
Damen-Einzel, Qualifikation, Runde 2 (64er-Feld)
Nina Mittelham – Laura Gasnier FRA 3:4 (4,-5,-9,-7,9,4,-3)
Sabine Winter – Hana Matelova CZE 4:2 (6,-7,5,-6,3,7)
Shan Xiaona – Yana Noskova RUS 4:3 (-9,6,5,-9,0,-12,9)
Damen-Einzel, Qualifikation, Runde 1 (128er-Feld)
Nina Mittelham – Giorgina Piccolin ITA 4:1 (-11,6,4,9,10)
Yuan Wan – Yu Mengyu SGP 2:4 (6,-6,-6,-6,3,-7)
Franziska Schreiner – Laura Gasnier FRA 0:4 (-5,-4,-10,-9)
Sophia Klee – Rachel Moret SUI 1:4 (-9,-9,-5,8,-6)
Sabine Winter – Sabina Surjan SRB 4:1 (7,7,-6,4,5)
Yuki Tsutsui – Stephanie Loeuilette FRA 1:4 (-6,-3,-6,9,-10)
Laura Tiefenbrunner – Amelie Solja AUT 2:4 (-4,-8,-8,5,8,-5)
Shan Xiaona – Camila Arguelles ARG 4:0 (2,5,5,5)
Chantal Mantz – Yana Noskova RUS 0:4 (-10,-9,-4,-10)
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