70. Geburtstag zum Tag der Arbeit
Tischtennis Wolfgang Malgin feiert Jubiläum / Erfolgreicher aktiver Spieler / Schiedsrichter und KFV-Vorsitzender des Kreises Stendal
Einer der rührigsten Funktionäre im TTVSA, der Vorsitzende des Kreisfachverbandes Stendal, konnte am 01. Mai seinen 70. Geburtstag feiern. In seiner über 50-jährigen TT-Kariere hat er zahlreiche Funktionen und Ämter innegehabt, und jedes mit vollem Einsatz ausgefüllt. In einem großen Volksstimme Interview blickte er zusammen mit Redakteur Frank Kowar auf die Vergangenheit zurück, welches mit Zustimmung beider in großen Teilen hier wiedergegeben wird:
Frank Kowar:
Der 1. Mai wird als Tag der Arbeit bezeichnet. Als Tischtennis-Funktionär ist Wolfgang Malgin Arbeit gewöhnt. Aber er hat auch jahrelang erfolgreich aktiv Tischtennis gespielt: Erst im Erwachsen- und dann im Seniorenbereich. In der ehemaligen DDR war Lok Stendal mit Wolfgang Malgin eine Mannschaft, die zwischen der DDR-Liga und DDR-Oberliga pendelte. Er spielte 50 Jahre in der ersten Herrenmannschaft von Lok Stendal: 1967 das erste Punktspiel in der Bezirksliga A und am 20. März 2018 das bisher letzte Spiel in der Bezirksliga Magdeburg. Das werden im Kreis wohl nur sehr wenige Sportler aufweisen können. Als Tischtennis-Schiedsrichter wurde er siebenmal für die German Open nominiert: 1997 das erste Mal in Bremen, dann zweimal in Magdeburg, einmal zur Einweihung der Max-Schmeling-Halle in Berlin, in Bayreuth und nochmal in Bremen. Ich blieb beim Tischtennis, trainierte eisern und spielte 50 Jahre in der ersten Herrenmannschaft von Lok Stendal.
In Magdeburg durfte Wolfgang Malgin einmal vor 8000 Zuschauern ein Endspiel im Einzel der Damen leiten.
Wann und wie hat alles mit Tischtennis angefangen?
Wolfgang Malgin:
Leider bin ich durch einen Mitschüler erst mit 14 Jahren zum Tischtennis gekommen. Ich wurde dann aber schon mit 16 in der ersten Herrenmannschaft, damals in der Bezirksliga eingesetzt. Da ich nicht viel Talent mitbrachte, sollte ich nach den Worten meines Trainers (Günter Schulz, Anm. d. Red.) eigentlich wieder dahin gehen, wo ich bei Lok Stendal angefangen hatte Sport zu treiben, zum Fußball. Ich blieb aber beim Tischtennis, trainierte eisern und spielte letztendlich 50 Jahre in der ersten Herrenmannschaft von Lok Stendal.
Frank Kowar:
Mit der Mannschaft waren die besten Jahren sicher die in der DDR-Oberliga. Schildern Sie bitte diese Zeit?
Wolfgang Malgin:
Wir spielten über die Bezirksliga in der 2. DDR-Liga, dann 1. DDR-Liga und schließlich durch Verstärkungen in der DDR-Oberliga. Da waren zehn Mannschaften vertreten. Seit 1974 war ich etwa 30 Jahre Mannschaftskapitän. Wir reisten in den Jahren durch die gesamte DDR, da konnte ich einiges erleben. Als Lok-Mannschaft machten wir fast alle Fahrten mit dem Zug. Die weitesten Reisen waren dann nach Gornsdorf (Thüringen). Da wir 1990/91 die Oberliga-Klasse gehalten haben, wollte uns der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) in die Regionalliga Nord mit Teams aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg eingliedern. Reizvoll war es wohl, aber wir haben uns entschlossen, eine Stufe tiefer in der Oberliga Niedersachsen Süd, Sachsen-Anhalt zu spielen. Das war dann im Nachhinein genau richtig, denn wir hatten auch viel Spaß und konnten in einigen Spielen überzeugen. Meine überraschendsten Erfolge errang ich 1997 als 46-Jähriger bei den Bezirksmeisterschaften der Herren und Damen in Stendal.
Frank Kowar:
Was waren die größten sportlichen Erfolge im Einzel?
Wolfgang Malgin:
Meine größten sportlichen Erfolge hatte ich wohl im Doppel. In den 70er- und 80er-Jahren wurde ich mit Burkhard Schulz fünfmal Meister im Doppel des Bezirkes Magdeburg. Schließlich wurde ich mit Manfred Heimann von Stahl Blankenburg 1994 Landesmeister im Herren-Doppel. Gemeinsam konnten wir dann 1992 im Seniorenbereich in der AK 40 den Titel erringen. 2012 sicherten wir uns den Titelgewinn in der AK 60, den wir dann noch viermal wiederholten. Durch Corona konnten wir leider noch nicht in der AK 70 zuschlagen. Weiterhin belegten wir bei den Mitteldeutschen Meisterschaften der AK 60 in den Jahren 2015 und 2016 jeweils dritte Plätze. 1968 war ich Teilnehmer der DDR-Jugendmeisterschaften in Görlitz. 1998 Teilnehmer der Deutschen Meisterschaften der Senioren in Neustadt bei Stuttgart. Meine überraschendsten Erfolge errang ich 1997 als 46-Jähriger bei den Bezirksmeisterschaften der Herren und Damen in Stendal. Im Mix- Doppel gab es den zweiten Platz mit Marita Oscheja aus Klötze, im Doppel den ersten Platz mit Frank Walter (Lok Stendal) und im Einzel den Bezirksmeistertitel. Im Endspiel gegen Sven Mestchen (Börde Magdeburg) lag ich 0:1 und 9:16 hinten, konnte das Spiel ganz überraschend 22:20 im dritten Satz noch für mich entscheiden. Die Niederlagen habe ich wohl alle vergessen. Aber an eine kann ich mich noch genau erinnern.
Frank Kowar:
Zum Sportlerleben gehören auch Niederlagen und Enttäuschungen. Welche sind hängengeblieben?
Wolfgang Malgin:
Im Prinzip habe ich die Niederlagen wohl alle vergessen. Aber an eine kann ich mich noch genau erinnern. Bei den DDR-Jugendmeisterschaften führte ich gegen Uwe Wingeier (Karl-Marx-Stadt) schon mit 1:0 und sage und schreibe 20:11 und verlor den Satz und das Spiel im dritten Satz allerdings deutlich. Fast 50 Jahre später, bei den Senioren Ü 60 hatte ich dann endlich die Möglichkeit, mich zu revanchieren. Daraus wurde aber eine deutlich Niederlage mit 0:3. Alle anderen Niederlagen waren dann schnell bei einem gemeinsamen Getränk vergessen.
Frank Kowar:
Warum sind die KFV-Vorsitzender geworden?
Wolfgang Malgin:
Von Anfang an war ich im TTKV Tischtennis im Vorstand. Auch schon zu DDR Zeiten seit 1975. Im Jahre 2008 stand unser Vorsitzender Michael Seemann nicht mehr zur Wahl. Es wurde ein neuer Vorstand gewählt. Ich war bereit, den Vorsitz zu übernehmen, wenn auch starke Vorstandsmitglieder bereit stehen. Das war mit Bernd Kurth (Altmark Iden), Dietrich Buske (Aufbau Stendal), später Klaus Schreinert (Lok Stendal) sowie Jörg Hosang (TTF Stendal), Torsten Seeger (Medizin Uchtspringe) und Lars Gasper, (Post Stendal) der Fall. Heute darf ich mich immer noch für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Frank Kowar:
Was muss passieren, damit der Tischtennis im Kreis Stendal, besonders im Nachwuchsbereich besser wird?
Wolfgang Malgin:
Da die meisten Jugendlichen beziehungsweise ihre Eltern wünschen, erst einmal Fußballprofis zu werden, hat es der Tischtennis- Sport überall sehr schwer. Es geht wahrscheinlich nur über AGs in den Schulen beziehungsweise über Sportlehrer, die für unseren interessanten Sport begeistert sind und etwas aufbauen.
Frank Kowar:
Wie lange wollen Sie noch KFV-Chef bleiben?
Wolfgang Malgin:
Ich wollte eigentlich den umfangreichen Posten abgeben, aber derzeit macht es trotz Corona noch Spaß. Ich hoffe aber, dass sich demnächst jemand bereit erklärt. So lange ich kann, wäre ich natürlich zur Hilfe bereit.
Frank Kowar:
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wolfgang Malgin:
Weiterhin natürlich viel Gesundheit und dass wir alle bald wieder vernünftig Tischtennis spielen können.
Frank Kowar:
Sie haben noch ein Tipp in Bezug auf die Fairness, oder?
Wolfgang Malgin:
Alle Fußballer sollten sich einmal Tischtennis ansehen. Das beste Beispiel ist Jan Ove Waldner aus Schweden. Er gab ein für sich gut gezeigten Punkt zum 11:11 freiwillig an den Gegner. Der Ball touchierte unsichtbar für den Schiri die Kante. Der Satz ging somit 12:10 an seinen Gegner. Die Entscheidung von Waldner ist wohl unverständlich für fast alle Fußballer.
Frank Kowar:
Sie haben in dieser von Corona geplagten Zeit noch ein Anliegen, oder?
Wolfgang Malgin:
Ja. Dass vor allem im Landratsamt etwas besser gearbeitet und koordiniert wird.
Im Tischtennisverband Sachsen-Anhalt gehört Wolfgang Malgin zu den eifrigsten und langjährigsten Ehrenamtlichen Funktionären. Er wurde auf Grund seiner Verdienste bereits mit der Bronzenen Ehrennadel, der Silbernen Ehrennadel und zuletzt am 23.01.2016 mit der Goldenen Ehrennadel jeweils des Tischtennisverbandes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Wir wünschen Wolfgang Malgin weiterhin viel Gesundheit, noch zahlreiche Erfolge und ein schönes Arbeiten in seinen ehrenamtlichen Funktionen