Ovtcharov: „Vielleicht kommt noch das allerwichtigste Spiel gegen ihn in diesem Jahr“

Magdeburg. Nur allzu gerne hätte Dimitrij Ovtcharov bei den German Open in Magdeburg seine dortigen Triumphe aus den Jahren 2017 und 2014 wiederholt. Verhindert hat dies kein Geringerer als Ma Long: Der dreimalige Einzel-Weltmeister und Olympiasieger von Rio beendete den Siegeszug des deutschen Weltranglistenelften am Schlusstag mit einem 4:2-Erfolg im Halbfinale. Auf den Chinesen wartet im Endspiel ab 16 Uhr sein Landsmann Xu Xin.
Roßkopfs Auszeit brachte die vorübergehende Wende
„Ich bin sehr glücklich“, strahlte Ma Long kurz nach seinem Sieg. Nur wenige Meter entfernt hockte Dimitrij Ovtcharov neben Bundestrainer Jörg Roßkopf und startete bereits die Analyse, warum es nicht zum Einzug in das Endspiel gereicht hat. „Ma Long verfügt über viele Aufschlagvarianten. Ich habe mir zu viele Rückschlagoptionen offen gehalten und mich damit selbst irgendwie verwirrt“, verriet Ovtcharov. „Die Einfachheit kann vielleicht doch mehr bringen als die große Variabilität.“
Dimitrij Ovtcharov erwischte einen Fehlstart und verlor den ersten Durchgang nach nur fünf Minuten mit 3:11. Anschließend fand der Weltranglistenerste besser in die Partie, doch auch Satz zwei ging mit 11:9 an den Chinesen. Seine kämpferischen Qualitäten stellte der World-Cup-Gewinner von 2017 dann im dritten Abschnitt unter Beweis. Beim Stand von 2:5 nahm der Bundestrainer eine Auszeit. „Das war ein gutes Time-Out. Ein, zwei taktische Dinge hat mir Rossi mit auf den Weg gegeben. Ich habe den Aufschlag gewechselt. Das brachte zu diesem Zeitpunkt zumindest vorübergehend die Wende.“ Roßkopfs Auszeit brachte Ovtcharov ins Spiel zurück und unterbrach den Rhythmus des bis dahin dominierenden Chinesen.“ Zum ersten Mal in der gesamten Partie ging Ovtcharov beim Stand von 8:7 in Führung, der vierte Satzball brachte kurze Zeit später das 13:11 und den Anschluss. Sehr umkämpft war auch der vierte Durchgang, den aber auch der DTTB-Starter nach einem anfänglichen 0:4-Rückstand und Abwehr von vier Satzbällen erst mit 15:13 in der Verlängerung für sich entschied.
Netz- und Kantenbälle sorgen für die Vorentscheidung
Die 3.200 Zuschauer waren aus dem Häuschen und verwandelten wie schon am Vortag beim Sieg Ovtcharovs im Viertelfinale über Chinas Weltranglistenersten Fan Zhendong die GETEC-Arena in einen Hexenkessel. Doch Ovtcharovs Gegner bewahrte in der Hitze des Gefechts einen kühlen Kopf und sicherte sich Durchgang fünf mit 11:3. Auch ein guter Start des Deutschen in Durchgang sechs brachte Ma Long nicht aus dem Konzept, der in der entscheidenden Phase zudem das Glück des Tüchtigen hatte. Nach Ovtcharovs 4:2-Führung kippte die Partie beim Stand von 5:6, als der Chinese mit Hilfe von zwei glücklichen Kanten- und Netzberührungen auf 8:5 davonzog. „Diese beiden Bälle haben meinen Spielfluss gebrochen. Im siebten Satz wäre alles möglich gewesen“, haderte der 31-Jährige Ovtcharov nach dem Match mit dem Schicksal.
Unter dem Strich zog Dimitrij Ovtcharov allerdings zu Recht ein überaus positives Fazit: „Ich habe auch gegen Ma Long an den Sieg geglaubt, und ich kann einige Lehren aus der Partie ziehen.“ Das Jahr ist noch lang und wichtige Veranstaltungen wie die Mannschafts-WM und die Olympischen Spiele folgen. „Vielleicht kommt noch das allerwichtigste Spiel gegen ihn in diesem Jahr irgendwann.“ Jörg Roßkopf bescheinigte seinem Schützling, „ein tolles Turnier gespielt zu haben. Ich bin sehr zufrieden. Die Leistungen von Dima geben sehr viele Hoffnungen für die kommenden Aufgaben.“
Ein Sonderlob hatte Ovtcharov nach seinem Ausscheiden noch für das Publikum parat. „Die Zuschauer standen heute wieder hinter mir wie die Südtribüne hinter Borussia Dortmund. Die Stimmung war ganz toll. Schade, dass wir nicht häufiger in Magdeburg spielen. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Turnier in der GETEC-Arena.“
Deutschland gewann in Magdeburg außer durch Ovtcharov auch durch die Kombinationen Nina Mittelham/Petrissa Solja und Patrick Franziska/Petrissa Solja im Damen-Doppel sowie im Mixed zwei weitere Bronzemedaillen. Timo Boll gegen den Weltranglistenersten Fan Zhendong und Benedikt Duda gegen den Chinesen Zhao Zihao unterlagen im Achtelfinale.
Damen-Einzel: Ding Ning nach zehn Jahren wieder im German Open-Finale
Wie schon im vergangenen Jahr durch Sun Yingsha, die im Viertelfinale von Magdeburg ihrer chinesischen Landsfrau Wang Manyu 3:4 unterlagen war, wird auch in diesem Jahr der Einzel-Titel bei den Damen und damit das Preisgeld in Höhe von 30.000 US-Dollar nach China gehen. Im Endspiel ab 15 Uhr stehen sich Chen Meng und Ding Ning gegenüber. Die topgesetzte Weltranglistenerste Chen gab sich im Halbfinale keine Blöße und schaltete Zhu Yuling, im Achtelfinale Bezwingerin von Petrissa Solja, mit 4:0 aus. Ding Ning, die bereits vor zehn Jahren im Endspiel stand und damals an Feng Yalan (China) scheiterte, wird die Gegnerin im Finale sein. Die Olympiasiegerin von 2016 und zweimalige Weltmeisterin behielt nach einem 0:2-Satzrückstand noch mit 4:2 gegen Wang Manyu die Oberhand.
Die Spiele am Sonntag in der Übersicht
Damen-Einzel, Halbfinale
Chen Meng CHN – Zhu Yuling CHN 4:0 (10,2,8,13)
Ding Ning CHN – Wang Manyu CHN 4:2 (-2,-9,8,8,1,8)
Herren-Einzel, Halbfinale
Xu Xin CHN – Lin Gaoyuan CHN 4:0 (6,6,4,8)
Ma Long CHN – Dimitrij Ovtcharov GER 4:2 (3,9,-11,-13,3,6)
Damen-Einzel, Finale
Chen Meng CHN – Ding Ning CHN 4:1 (-3,1,7,3,1)
Herren-Einzel, Finale
16:00 Uhr: Xu Xin CHN – Ma Long CHN
Die Bilder des 6. Tages
Fotos: Manfred Schillings
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